14. Juni 2018
Ohne Ziel durch den Raum

Für seine Masterarbeit zum Thema Konversationsräume hat HFBK-Student Torben Körschkes die Pflicht mit dem Angenehmen verbunden. Er besuchte sieben Salon-Formate in Berlin, Münster, Bochum und Hamburg. Dabei führten ihn seine Recherchen natürlich auch ins HuF Content House. Und so erobern der Blattkritik Salon und der Content House Salon die Wissenschaft

Text: Eva Book

Ein 106 Seiten starkes Büchlein ist das Ergebnis von Torben Körschkes’ Master im Studiengang Bildende Kunst/Design an der Hamburger Hochschule für bildende Künste. Er stellt darin Konversationsräume vor – als „zeitgenössische Kultur des gesprächsbasierten Austauschs, die explizit räumlich ist“. Das heißt gemeinsam an einem geschützten Ort plaudern und diskutieren und zwar Face-to-Face statt via Facebook und FaceTime.
Mit der Einordnung seiner Salons ins Feld der bildenden Kunst kann sich HuF-Chefredakteur Michael Hopp sehr gut anfreunden. Er war einer der Interviewpartner, mit denen Körschkes für die Masterarbeit gesprochen hat. Ob es um die Blattkritik auflagenstarker Magazine geht oder um Content-Marketing-Strategien für den Mittelstand – der Salon im Dachgeschoss von HuF ist „Ort der Live-Begegnung und des realen Austauschs und überhaupt des gemeinsamen Denkens“, so Hopp. Der Reiz bestehe im spontanen Moment, denn man wisse nie genau, was passiert. Und auch ganz wichtig: „Es ist eben keine reine Informationsveranstaltung, sondern hat eine soziale und kulturelle Dimension. Es gibt auch Wein und belegte Brote.“

Zweckoffen und zwanglos – und doch mehr als Small Talk

Damit bleibt man den Ursprüngen der Salonkultur treu, denn auch das Bürgertum im Frankreich des 17. Jahrhunderts hat sich bestimmt nicht ohne Baguette und Rotwein in den Salons der städtischen Privathäuser getroffen. Neben Speis und Trank kamen Themen aus Gesellschaft, Kultur und Politik auf den Tisch, die in lockerer Atmosphäre vorgestellt und besprochen wurden.
Eine große Rolle spielt bei Salons der Raum selbst. Persönlich statt leblos sollte er sein, denn wo Menschen sich wohlfühlen, können sie ihre Gedanken frei äußern. Das ist die Voraussetzung für die Entwicklung von Small Talk und Common Sense zu einem Gespräch mit Erkenntnis. Auch wenn der Salon über einen banalen Plausch hinausgehen soll, verfolgt der Austausch dennoch kein festgelegtes Ziel. Zweckoffen, aber nicht zweckfrei, so umschreibt es Körschkes.

Das Potenzial liegt an der Bar

Der historische Salon stand im Zeichen der Aufklärung, weil Hierarchien und Klassenunterschiede an diesem Ort keinen Platz hatten. Im Salon als Schutzraum ist jeder willkommen, und alle sind gleichberechtigt. Auch heute erfüllt der Salon eine Schutzfunktion – „Schutz vor dem ziel- und ergebnisorientierten Alltag, vor Schnelllebigkeit, Konformität und Konventionen“, so schreibt Körschkes. Wenn die Gesellschaft überflutet wird von Massenkommunikation und Populismus, ist das Gespräch von Angesicht zu Angesicht eine willkommene Erholung.
„Diese intensive Beschäftigung mit einem Thema, das ist ja heute schon fast aus der Zeit gefallen“, bemerkt auch Hopp. Seine Salons würde er deshalb auch am liebsten ohne Pause durchziehen, damit die Verbindlichkeit nicht verloren geht, wenn Leute den Raum verlassen. Macht er natürlich nicht, denn gerade wenn die 50 bis 70 Gäste sich an der improvisierten Bar drängen, entfalten die HuF-Salons ihr Potenzial. Körschkes beobachtet, dass der eher formelle Teil aus „Unterhaltung, Talkshow und Bespaßung“ dann zu „Austausch von Erfahrungen, gegenseitigem Fortbilden und persönlicher Begegnung“ wird.

Wer das einmal selbst erleben will, hat am 25. Juni 2018 ab 19 Uhr die nächste Gelegenheit dazu.
Im Content House Salon Hamburg geht es dann um „Start-ups und Content Marketing“.

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