Unternehmensporträt: H2 MOBILITY
Wasserstoff und das Henne-Ei-Dilemma

Für Wasserstoff-Fahrzeuge braucht man entsprechende Tankstellen. Aber die lohnen sich erst, wenn es die Fahrzeuge gibt. Um aus diesem Dilemma herauszukommen, haben sich verschiedene Anbieter zu H2 MOBILITY Deutschland zusammengeschlossen. Entscheidender Treiber für den Ausbau der Tankstellen-Infrastruktur für Wasserstoff könnten dabei die Nutzfahrzeuge werden

Die Elektrifizierung ist unausweichlich, um die Emissionen in der Mobilität zu senken. Davon ist Nikolas Iwan, Managing Director von H2 MOBILITY, überzeugt. Und Elektrifizierung bedeute dann je nach Einsatzbereich Batterie oder Brennstoffzelle, sprich Wasserstoff. „Ein Großteil der im Verkehr emittierten Treibhausgase stammt von Vielfahrern – von Menschen, die regelmäßig weite Strecken mit dem Pkw zurücklegen, sowie aus Gütertransporten per Lkw, Schiff oder Zug“, so Iwan. „Für diese Segmente ist Wasserstoff die sinnvolle und manchmal sogar die einzige Lösung.“

Um vor allem diese „Vielfahrer“ mit Wasserstoff zu versorgen, haben sich die Industriegashersteller Air Liquide und Linde, der Fahrzeugproduzent Daimler sowie die Mineralölunternehmen OMVShell und TOTAL in der H2 MOBILITY GmbH & Co. KG zusammengeschlossen. Von den heute bestehenden 90 Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland betreibt H2 MOBILITY 87. Diese bieten laut Iwan den gleichen Service wie herkömmliche Stationen an: In maximal fünf Minuten kann man den Kraftstoff für bis zu 700 Kilometer Reichweite tanken; Autowaschanlage und Store gibt es natürlich auch.

Ziel: grüner Wasserstoff

Die Fahrzeuge tanken gasförmigen Wasserstoff und wandeln ihn in einer Brennstoffzelle an Bord in elektrische Energie um, die dann das Fahrzeug antreibt. Aus dem Auspuff kommt dabei nur Wasserdampf. Um bei der Emissionsfreiheit den größtmöglichen Effekt zu erzielen, sollte der Wasserstoff natürlich hauptsächlich aus regenerativen Quellen stammten. „Derzeit gibt es allerdings noch kaum grünen Wasserstoff, weil die Produktion auf Grund von Abgeben und Endgelten noch nicht wirtschaftlich möglich ist. Für H2 MOBILITY bedeutet dies, dass wir nicht überall in Deutschland ausreichend grünen Wasserstoff beziehen und damit eine ausfallsichere Versorgung darstellen können“, betont der Managing Director. „Hier stehen aber regulatorische Veränderungen an, so dass wir davon ausgehen, dass der Anteil von verfügbaren grünen Wasserstoff bald deutlich zunimmt.“

Wasserstoff und das Henne-Ei-Dilemma
„Die Fahrzeughersteller müssen liefern“: Nikolas Iwan, Managing Director H2 Mobility (Foto: H2 MOBILITY)

Eine Wasserstoff-Tankstelle in der Nähe für über sechs Millionen Menschen

Für eine Grundausstattung mit Wasserstoff-Tankstellen peilt H2 MOBILITY 100 Stationen in den sieben Ballungszentren Hamburg, Berlin, Rhein-Ruhr, Frankfurt, Nürnberg, Stuttgart und München sowie entlang der verbindenden Fernstraßen und Autobahnen an. Dieses würde es für über sechs Millionen Menschen ermöglichen, innerhalb eines Radius von fünf Kilometern Wasserstoff zu tanken.

Die Fertigstellung dieser ersten 100 Tankstellen, prognostiziert schon für 2018, wird erst Mitte 2021 klappen. Grund: die sehr langsam wachsende Zahl an Wasserstoff-Fahrzeugen; knapp 400 Wasserstoff-Pkw waren Anfang 2019 in Deutschland zugelassen. „Mit der Feststellung, dass H2-Pkw langsamer in den Markt gebracht werden, als gewünscht, haben wir das Tempo beim Bau der Stationen gedrosselt“, erklärt Iwan. Ende 2020 erwartet er aber bereits 1000 H2-Pkw und zusätzlich etwa 60 Busse und die ersten zehn Müllfahrzeuge.

Wasserstoff-Fahrzeuge aus Deutschland

Gerade bei den Nutzfahrzeugen sieht Iwan eine dynamische Entwicklung. Dieser will H2 MOBILITY Rechnung tragen und bei der Standortwahl zwei Kriterien berücksichtigen: „Ab 2021 werden weitere Stationen dort errichtet, wo kurzfristig eine Nutzfahrzeugnachfrage zu erwarten ist und wo eine öffentliche Tankstelle auch für PKW sinnvoll ist.“ Bis 2030 rechnet H2 MOBILITY dann mit bis zu 150.000 Wasserstoff-Fahrzeugen, die Hälfte davon etwa Nutzfahrzeuge. Damit das klappt, müssen aber auch die Fahrzeughersteller „liefern“, so der Wasserstoff-Spezialist.

Die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung lege den Schwerpunkt auf die Wasserstofferzeugung. „Wichtig ist, dass auch bei der Anwendung, also bei den Fahrzeugherstellern die entscheidenden Weichenstellungen erfolgen“, betont Nikolas Iwan. „Heute kommen Wasserstofffahrzeuge vor allem noch nach Deutschland. Wir hoffen sehr, dass sie bald auch aus Deutschland kommen!“

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