Unternehmensporträt: H-TEC Systems
„Wasserstoff wird die Dimensionen von Big Oil erreichen“

Eine besondere Art von Elektrolyseur stellt das Unternehmen H-TEC aus Augsburg her. Und das aus gutem Grund: Der geschäftsführende Gesellschafter Heinrich Gärtner glaubt fest an eine große Zukunft für den Wasserstoff

Wasserstoff ist das häufigste chemische Element auf der Erde. Meistens liegt es gebunden in Wasser vor. Um es daraus zu extrahieren, braucht man eine besondere chemische Vorrichtung: einen Elektrolyseur. Die Unternehmen, die im industriellen Maßstab Elektrolyseure fertigen, sind sehr verschieden, große Konzerne wie Thyssen und Siemens sind darunter, aber auch kleinere Anbieter wie H-TEC Systems mit seinen 60 Mitarbeitern.

An seinen Standorten im schleswig-holsteinischen Braak und im bayrischen Augsburg stellt H-TEC sogenannte Polymer-Elektrolyt-Membran-Elektrolyseure her. Diese besondere Art ist zwar im Moment noch etwas teurer als konventionelle Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff, PEM-Elektrolyseure sind jedoch dynamischer und lassen sich einfach bei wechselndem Stromangebot hoch- und runterfahren.

Das ist Gesellschafter Heinrich Gärtner besonders wichtig, denn er will überschüssigen Strom aus regenerativen Quellen einsetzen, der ansonsten nicht verbraucht werden könnte. Die Sonne scheint und der Wind weht nun mal nicht planbar, und dann wird der Strom, der aus Kapazitätsgründen nicht mehr ins Netz eingespeist werden kann, zur Wasserstoff-Erzeugung verwendet. Gespeicherte Energie in Form von Wasserstoff, der anschließend als Energieträger für Mobilität oder Industrie oder stofflich, etwa in der Chemie, genutzt werden kann.

Seine Kunden will H-TEC mit kostengünstigen Lösungen versorgen, betont Gärtner. „An den Kosten hängen die Stückzahlen und erst ein breiter Einsatz von Wasserstoff-Technologie macht es möglich, die Energiewende stemmen zu können“, betont der studierte Landwirt. „Je mehr wir produzieren, desto mehr Knowhow bauen wir auf. Das ist ein selbstverstärkender Effekt.“

Die 1997 gegründete H-TEC Systems mit ihren Investoren GP JOULE und MAN Energy Solutions betreibt eine große Anzahl kommerzieller Projekte und einige Pilotprojekte. „Viele Kunden haben das erste Mal mit Wasserstoff-Technologie zu tun. Und die Behörden auch, das macht die Genehmigungsverfahren oft langwierig“, bedauert Gärtner.

„Man darf nicht vergessen, dass in 20 Jahren alle fossilen Energieträger wegfallen.“

Ein Pilotprojekt, bei dessen Einweihung im September 2020 sogar Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer anwesend war, ist „eFarm“ im nordfriesischen Bosbüll. Dabei werden insgesamt fünf Elektrolyseure mobil in Containern an Windparks installiert, die jeweils bis zu 100 Kilogramm Wasserstoff pro Tag mit grüner Energie produzieren. (Zum Vergleich: Ein Wasserstoff-Pkw verbraucht etwa 1 Kilogramm H2 auf 100 Kilometern.) Mit Tankfahrzeugen wird das wertvolle Gas dann zu Wasserstoff-Tankstellen transportiert. Außerdem wird die beim Prozess entstehende Abwärme genutzt. H-TEC hat die entsprechenden Schnittstellen bereitgestellt, damit der Kunde seinen Nutzen erhöhen kann. Diese systemische Herangehensweise ist Bestandteil der Unternehmensphilosophie: „Wir verstehen uns nicht als reiner Technologielieferant, sondern denken darüber hinaus.“

„Wasserstoff wird die Dimensionen von Big Oil erreichen“
Gesellschafter Heinrich Gärtner

„Wasserstoff ist ein unglaublich universelles Element und wird die Dimensionen von Big Oil erreichen“, betont Gärtner. Man dürfe nicht vergessen, dass alle momentan verwendeten fossilen Energiequellen in etwa 20 Jahren wegfallen. „Diese Bedarfe werden zukünftig alle durch Wasserstoff durchgehen.“ Also: unmittelbar etwa per Brennstoffzelle oder mittelbar etwa als künstliche Kraftstoffe.

„Deutschland sollte bei Wasserstoff nicht wieder den Anschluss verpassen.“

Es könne schon sein, dass Deutschland zukünftig Wasserstoff importieren muss, etwa aus sonnenreichen Ländern in Nordafrika. Das technische Knowhow über Erzeugung und Nutzung müsse aber unbedingt hierzulande angesiedelt sein, betont Gärtner. „Deutschland hat schon bei der Photovoltaik den Anschluss verpasst. Das sollte uns beim Wasserstoff nicht noch mal passieren.“

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