Studie: Mikroorganismen auf Spülschwämmen
54 Milliarden Bakterien auf einem Kubikzentimeter

Praktisches Putzutensil oder komfortabler Lebensraum? Der Putzschwamm ist beides zugleich – in ihm leben Bakterien, Viren, Archaeen, Pilze und einzellige Tiere wie Amöben. Bis zu 54 Milliarden Bakterien haben Wissenschaftler*innen der Hochschule Furtwangen, der Universität Gießen und Wageningen allein in einem Kubikzentimeter Schwammgewebe entdeckt. Ob eine Reinigung mittels Erhitzung in der Mikrowelle aus wissenschaftlicher Sicht empfehlenswert ist, das haben die Forscher*innen nun getestet. Ihr Ergebnis: „Bis zu 99,999 Prozent aller Schwamm-Bakterien werden im Mikrowellenherd getötet. Allerdings wachsen die Überlebenden schnell wieder hoch“, erläutert Studienleiter Prof. Dr. Markus Egert, der an der Hochschule Furtwangen Mikrobiologie und Hygiene lehrt. „Ob und wie sich eine regelmäßige Mikrowellenbehandlung auf die Zusammensetzung der Mikrobengemeinschaft in einem Spülschwamm auswirkt, war bislang völlig unbekannt. Das war daher unsere Ausgangsfrage.“

In ihrer Studie haben die Forscher 20 Teilnehmer*innen einen Spülschwamm gegeben und zehn zufällig ausgewählte Proband*innen sollten diesen zwei- bis dreimal pro Woche einer einminütigen Mikrowellenbehandlung unterziehen. Nach vier Wochen wurden die Schwämme wieder eingesammelt und eine Metagenom-Analyse durchgeführt. Die regelmäßig in der Mikrowelle behandelten Schwämme zeigten eine deutlich andere Zusammensetzung ihrer bakteriellen Gemeinschaft als die unbehandelten Schwämme. Die Artenanzahl war reduziert, die Vielfalt an potentiellen Stoffwechselleistungen aber tendenziell erhöht. So zeigten behandelte Schwämme höhere Anteile von Genen, die für die Synthese von Kapsel und Zellwandmaterial verantwortlich sind. „Dies kann man als einen Schutzmechanismus gegen den Mikrowellenstress interpretieren. Mit der Zeit können so Mikrobengemeinschaften entstehen, die sich schwerer aus dem Schwamm entfernen lassen“, meint Egert. „Dies zu beweisen, erfordert aber sicher weitere Studien“. Keine Unterschiede zeigten sich indes bei bakteriellen Genen, die mit der Auslösung von Krankheiten beim Menschen in Verbindung stehen.

Originalpublikation

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