Content House Salon #8
Content Marketing küsst die Küste

Regionalmarketing-Rockstars trafen sich beim 8. Hopp und Frenz Content House Salon unter dem Motto „Kiek mol in“. Anlass war das Erscheinen von drei neuen Bänden der WOCHENENEDER-Reihe im Frenz-Verlag

Text: Heinz-Jürgen Köhler

„Doch mein Geheimnis wahrt mein Mund; den Namen tu’ ich keinem kund!“, heißt es in „Nessun Dorma“. Mit der Arie aus Pucchinis Oper „Turandot“ eröffnete Opernsänger und Fremdenführer Uly Neuens den Abend. Der gebürtige Franzose begleitet regelmäßig Gäste aus seinem Heimatland durch Hamburg und gibt dabei auch die eine oder andere Arie zum Besten; den „Helden-Tenor von St. Pauli“ nannte ihn das „Hamburger Abendblatt“. Das Wahren von Geheimnissen und Verschweigen von Namen gehört allerdings eher nicht zum Geschäft der Gäste des Abends, die alle auf verschiedene Art und Weise in ihren Kanälen von Destinationen und Veranstaltungen in Norddeutschland berichten.

„Aus Sicht des Schleswig-Holstein Musik Festivals gehört Hamburg natürlich zu Schleswig-Holstein“

Dr. Christian Kuhn Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festivals

Ein leidenschaftliches Plädoyer für das nördlichste deutsche Bundesland und die Bedeutung der Kultur hielt Dr. Christian Kuhnt, Intendant des Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF). Das SHMF bespielt 107 Spielstätten bis hinauf ins südliche Dänemark. Darunter sind auch solche, die nicht auf den ersten Blick schön sind und deren Reize erst erschlossen werden wollen, das ist Kuhnt wichtig. „Kultur ist nicht nur ein Sahnehäubchen, sondern ändert auch was“, betont er. Sie mache Orte lebenswerter und Menschen glücklicher. Das Marketing Schleswig-Holsteins könne sich von dem Hamburgs allerdings eine Scheibe abschneiden. „Ich krieg die Oberkrise, wenn ich Werbung der Metropolregion Hamburg in Lübeck sehe“, ruft er. In entgegengesetzter Richtung werde längst nicht so fleißig geworben.

„Lübeck, das war früher nur Marzipan und Holstentor“

Barbara Schwartz
Leiterin Marketing & Vertrieb, Lübeck und Travemünde Marketing GmbH

Von Destination Brands spricht Barbara Schwartz, Leiterin Marketing & Vertrieb, Lübeck und Travemünde Marketing GmbH – Orte werden zu Marken. Und der Kern etwa der Marke Lübeck sind Marzipan, das Holstentor, Günther Grass und Thomas Mann. Intensiv arbeitet Schwartz an der Erweiterung dieses Kerns. Erstmals, so erzählt sie, wurde jetzt mit einer Verlagsbeilage geworben, die eben nicht das Holstentor zeigt. Auch werde die Werbung heute weniger gestylt. „Früher haben wir Zero-Size-Models für Shootings engagiert.“ Inzwischen dürfe die Stadt mehr so gezeigt werden, wie sie wirklich ist. Insgesamt nehme allerdings die Wirkung des regionalen Marketings ab. „Die Menschen gehen nicht auf luebeck.de, sie suchen bei Google.“

„Blogger berichten nur, was sie möchten. Sie schreiben authentischer, emotionaler“

Ria Voß, Bloggerin
Social Media Beraterin & Reiseholic – Reiseblogger Hamburg

Und da stoßen sie vielleicht auf den Reiseblog von Ria Voß. Die Hamburgerin schreibt auf sehr persönliche Weise über Ziele, die sie bereist hat. Wenn man zwischen Destinations- und Imagemarketing unterscheide, könnten Blogger letzteres sehr gut liefern, erklärt sie. Und Online sei ein guter Kanal dafür, die Beiträge blieben lange stehen und entwickelten dauerhaften Wert. „Wie Blumen, die man gießt.“ Der regionale Bezug ist ihr wichtig. „Die Menschen suchen Mikroabenteuer – nicht weit wegfahren, aber trotzdem etwas erleben“, erklärt Voß, die auch Journalistin und Social-Media-Beraterin ist.

„,gentle rain’ steht für die Menschen, die in Hamburg leben“

Malte Brenneisen
Herausgeber „gentle rain“

Journalist Malte Brenneisen gibt mit seiner Agentur Brueder Publishing „gentle rain“ heraus. Das Hamburg-Magazin zeichnet ein ganz besonderes Bild der Hansestadt. „Wir zeigen Menschen, die Ideen, die sie haben, und die Orte, an denen sie leben“, erklärt er. Am gedruckten Magazin will er festhalten, digitale Aufbereitungen sind für ihn mehr eine Frage des Vertriebs. Die nächste Ausgabe könnte allerdings als erstes Magazin komplett augmented kommen. Bisher gab es nur „gentle rain“ auf Englisch, demnächst kommt auch eine deutsche Ausgabe. Wird dann auch der Titel eingedeutscht? „Nee, Nieselregen, das geht nicht.“

„Das in Stories zu verpacken, was eine Region hergibt – das ist unser täglicher Job“

Svenja Holst-Runge
Bereichsleitung Übergreifendes Hamburg-Marketing

Print oder online? Für Svenja Holst-Runge vom Hamburg-Marketing ist klar: Der Mix macht’s. „Print ist nachhaltiger, online steht lange im Netz und wirkt international.“ Das Bild der Norddeutschen nach außen zu tragen, sieht sie als ihre Aufgabe. Die Metropolregion Hamburg reicht bis Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, von der Nord- bis zur Ostsee. Ein Problem ist das für Holst-Runge nicht. „Von China aus gesehen, liegt Hamburg sowieso an Nord- und Ostsee.“

„Wir wollen Großstädtern kleine Fluchten aus der digitalen Welt bieten“

Elisabeth Frenz
Geschäftsführerin Frenz Verlag

„Hey, da will ich hin. Und: Hey, das liegt ja gleich um die Ecke.“ Diese doppelte Wirkung wünscht sich Herausgeberin Elisabeth Frenz von den Büchern der WOCHENENDER-Reihe. Der Band zur Nordsee ist gerade in Neuauflage, Bände zur Ostsee und Lüneburger Heide sind ganz frisch erschienen. Tolle Locations sind darin in hochwertigen Aufnahmen ausgewählter Fotograf*innen zu sehen. Menschen gibt es nicht. „Jede*r Leser*in soll sich in die Orte einfühlen“, erklärte Frenz, Menschen auf den Bildern störten dabei nur. Die gibt es dann in den Geschichten im WOCHENENDER-Blog.

„Man kann gar nicht genug Marketing für eine Region machen. Ich komme aus Österreich, einem strukturschwachen Land, das zu über 50 Prozent vom Fremdenverkehr lebt“

Michael Hopp
Chefredakteur, Hopp und Frenz Content House

Wie weit man Marketingmaßnahmen gezielt steuern kann, wurde in der Abschlussrunde diskutiert. Gefährdet man den Charme bestimmter Locations, wenn man für sie wirbt? Vielleicht. Malte Brenneisen arbeitet gerade an einem Reiseführer über „500 Geheimnisse Hamburgs“. „Orte, die mir heilig sind, werden da nicht hineinkommen“, erklärt er jedenfalls. Von einem großartigen Beispiel der Lenkung von Besuchern – und gleichzeitig der Wirkung von Content Marketing – erzählt Svenja Holst-Runge vom Hamburg-Marketing: „Amsterdam hat den Amsterdamer Strand erfunden und den öffentlichen Nahverkehr bis dahin verlängert.“

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