26. März 2020
Das neue LIVE

CHSH goes digital… not 

In Corona-Zeiten gehen Live-Veranstaltungen online. Für den Content House Salon schien uns jedoch schon die Begegnung der Podiumsgäste ein zu hohes Risiko zu sein. Ein Überblick, wie es andere machen 

Text: Heinz-Jürgen Köhler

So schön hatten wir uns das vorgestellt. Ein halbes Jahr, nachdem wir nach Lokstedt umgezogen sind, lassen wir unsere erfolgreiche Veranstaltungsreihe „Content House Salon“ wieder aufleben, um damit auch im Stadtteil sichtbar werden. Zu besprechen gibt’s hier schließlich genug: Als als gerade noch dörflicher Stadtteil zwischen  Eimsbüttel, Eppendorf, Niendorf und Schnelsen ist Lokstedt mit all den Strukturwandel-Phänomen konfrontiert, wie wir sie auch aus anderen Stadtteilen kennen. Außerdem wollten wir damit einen Grundstein legen für die Zusammenarbeit mit unseren Freunden und Partner von frein Art. Das Line-up stand, eine große Bandbreite spannender Gäste hatte zugesagt – vom örtlichen Grünen-Politiker bis zum Vertreter einer Immobilienfirma. 

Doch dann kam Corona. 

Rund 80.000 Veranstaltungen müssen zwischen März und Mai 2020 abgesagt werden, schätzt der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft. Klar, in diesem großen Bild sind wir nur ein winziges Puzzleteilchen. Für viele Veranstalter ist das sicher eine bittere, wenn nicht existenzbedrohende Situation. 

Was allerdings das Virus Positives gebracht hat, ist ein massiver Digitalisierungsschub. 

#TogetherAtHome

Corona hat sich als ein Katalysator erwiesen, der in Tagen Digitalisierungsschritte erzwingt, die sonst vielleicht Monate gedauert hätten. Beim Hackathon „#WirvsVirus“ am Wochenende 21./22. März beteiligten sich 42.000 Teilnehmer und suchten gemeinsam nach digitalen Lösungen für Anforderungen wie die Verteilung von Hilfsgütern, die Erfassung und Übermittlung neuer Infektionsfälle oder die psychische Gesundheit der Menschen in der Krise. Vom größten Hackathon der Menschheitsgeschichte sprach Kanzleramtsminister Helge Braun. 

Vieles was bisher im direkten menschlichen Austausch stattfand, wird in den virtuellen Raum verlegt – vom Schulunterricht bis zum Fitnessstudiokurs. Zahlreiche Konzerte finden virtuell statt. Unter dem Hashtag #TogetherAtHome veranstaltet etwa die Initivative Global Citzen Konzerte via Instagram-Livestream. Den Anfang machte Coldplay-Sänger Chris Martin. Museen bieten virtuelle Rundgänge an, etwa das Pariser Musée d’Orsay. Selbst Bücherlesen wird zu einem virtuellen Gemeinschaftserlebnis: Mit der US-Autorin Li Yiyun kann man kollektiv Tolstois „Krieg und Frieden“ lesen und sich digital dazu auszutauschen. Klar, wann hat man Zeit für 1600 Seiten, wenn nicht jetzt.  

Der Content House Salon lebt

Eine ganz besondere Aktion mit der Krise umzugehen, hat der Filmverleih Grandfilm entwickelt: Arthouse-Filme kann man kostenpflichtig als Video-on-Demand streamen. Ein Teil der Einnahmen geht dann an die Kinos, mit denen der Verleih sonst zusammenarbeitet, in Hamburg sind das etwa das Abaton und das 3001. 

Nun, auch wir wären gerne digital gegangen mit unserer Veranstaltung und hätten sie auf unseren Plattformen gestreamt. Aber sechs Podiumsgäste, zwei Moderatoren und mehrere technische Mitarbeiter zusammenzubringen, schien uns in der aktuellen Situation dann doch nicht vertretbar. Außerdem entpuppte sich ein professioneller Live-Videostream für uns als Non-Profit-Veranstalter als zu aufwendig und auch angefragte Videoteams scheuten das Infektionsrisiko. 

Also mussten wir die Veranstaltung schweren Herzens absagen. Doch der Content House Salon lebt und wird auch wieder live stattfinden. Bis dahin: Stay at home, stay healthy, stay tuned! 

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