19. Dezember 2018
Lieblingstermine der Redaktion: „Weihnachten im August“

Die wunderbare Welt der Quantencomputer, die Faszination Weltraum, die verfluchte verhunzte Tonaufnahme: Die HuF-Redakteur*innen haben in diesem Jahr einiges erlebt. Hier unsere Lieblingstermine 2018

Lebensfreude erleben – Besuch bei einer Familie mit einem todkranken Kind

Von Isabell Spilker

Vor keinem Termin hatte ich je im Vorfeld so viel Angst. Für das Kundenmagazin Xtra des Medizintechnikherstellers Sysmex habe ich eine Reportage über einen kleinen Jungen und seine Familie im nordrhein-westfälischen Soest gemacht. Der Kleine kam viel zu früh zur Welt und seine Lebenserwartung steht in den Sternen. Wie kann man mit dem Wissen leben, dass das eigene Kind todsterbenskrank ist? Meine zwei Kinder sind gesund, jede Vorstellung, dass ihnen etwas zustoßen könnte, treibt mir die Tränen in die Augen. Entsprechend besorgt fuhr ich mit der Fotografin zum Termin.
Getroffen haben wir Eltern, die nicht einen Tag mit ihrem Schicksal gehadert haben, die so realistisch wie nötig und so positiv wie nur irgend möglich in die Zukunft blicken und die jeden Tag, der gut gelaufen ist, in vollen Zügen genießen. Die Familie hat mir gezeigt: Gesundheit ist ein hohes Gut, aber Lebensfreude ein noch höheres.

Happy Ending mit BMW-Digitalisierer Jens Monsees – Mein schönstes Erlebnis als Journalist im Jahr 2018

von Michael Hopp
War eigentlich mein schrecklichstes. Es war ein prominentes Projekt. Evonik spricht mit BMW, über Digitalisierung, klar. Ich, der Redakteur. Endlich kommt die Zusage von Jens Monsees, dem „J.J.“ von BMW. Doch dann geht alles schief.
Mit dem Redakteur von Evonik kommt keine Verständigung über die Vorbereitung des Interviews zustande. Als Treffpunkt bestellt er mich ins Café in die BMW-Welt, kommt dann aber nicht. Komischer Kerl. Ich, in Folge der sinnlosen Verabredung auf der falschen Seite des Geländes, die Olympia-Park-Brücke abgesperrt. Noch zehn Minuten. Panik. Ich weiß nicht mehr, wie ich doch hinkam. Alle stehen schon da, als ich reichlich derangiert ankomme, die nette Presse-Dame, Assistent*innen, Fotograf, Assistent, der Evonik-Redakteur, der alle ganz klasse fand. Großer Hof, Atmosphäre: Vorstandsgespräch.
Keuchend beginne ich, mein Moderationsprogramm abzuspulen. Ist das überhaupt meine Aufgabe hier? Keiner sagt ein Wort. Ich schalte das Handy auf Flugmodus, hab ich’s richtig erwischt? Dann kommt sofort Monsees. Guter Typ. Dass heute alle Jeans tragen, wirkt dann doch entspannend. Wir machen das Interview. Ich verfahre mich auf der Heimfahrt mit der U-Bahn. Es regnet, ich muss laufen.
Als ich schon wieder völlig echauffiert ins Hotel komme, ist nichts auf dem iPhone drauf. Nichts. Ich war wohl zu schusselig gewesen in der blöden Situation. Evonik und BMW, die Geschichte kriege ich nie wieder. Ich bin blamiert, was heißt blamiert, ruiniert. Alle werden mich fallen lassen. Ich rufe meine Familie in Hamburg an, kündige an, ich gebe den Beruf jetzt auf. Mein Schwager in München, der sich mit iPhones auskennt, kommt angefahren, um meines zu untersuchen. Keine Datei, in den entlegensten Geheimspeichern nicht.
Wie gehe ich mit der Schande um? Alle kümmern sich um mich. Familie ist toll. Ist doch jedem schon passiert, sagt meine Tochter, die auch Journalistin ist. Anekdoten wirken jetzt wie ein Medikament. Mein anderer Schwager, an dem ich sonst immer was auszusetzen habe, kocht einen Topf Nudeln. Dampf. Bolo. Käse. Großartig. Es entsteht der Plan: nicht die ganze Schande zugeben, aber doch um Hilfe bitten. Bei dem Evonik-Kollegen, der ja auch sein iPhone hingelegt hatte. Vielleicht ist ja da was drauf.
Mache ich auch, am nächsten Tag. Nicht die ganze Wahrheit, aber fast. Protestanten-Style. Ich muss den katholischen Wahrheitszwang, der ja nichts anderes ist als ein irrer Über-Ich-Druck, kurz abstreifen. Geht doch. Meine Aufnahme ist irgendwie verrauscht. Er schickt sofort, ohne jede Nachfrage, ist ja heute nur einmal „Enter“. Jetzt mag ich auch ihn. Ich mag alle! Das war Weihnachten im August. Lesen Sie hier mein Interview des Jahres.

1.125.899.906.842.624 Zustände – Ein Gespräch über Quantencomputer

Bis vor wenigen Wochen kannte ich Seth Lloyd überhaupt nicht. Er ist Professor für Maschinenbau und Physik am berühmten MIT, entwarf den ersten realisierbaren Konstruktionsplan eines Quantencomputers – und ich sollte ein Porträt über ihn für Best Practice, das Kundenmagazin von T-Systems, schreiben.
Ich fragte ein Telefoninterview an, bekam zwei Tage später die überraschende Zusage und arbeitete mich in das Thema ein. Quantenphysik, Quantensysteme, Quantencomputer, nicht mein übliches Metier, vieles davon übersteigt die Grenzen meines Verstandes. Quantencomputer lösen irgendwann Aufgaben, die die besten Supercomputer nicht lösen können. Denn anders als klassische Bits, die zwei mögliche Zustände – nämlich 1 oder 0 – annehmen können, befinden sich Quantenbits oder Qubits in beiden Zuständen gleichzeitig. Sie rechnen parallel statt linear. Ein Quantencomputer mit 50 Qubits könnte also 2 hoch 50 Zustände gleichzeitig annehmen. Das sind 1.125.899.906.842.624 Zustände. Je mehr ich mich einlas, desto stärker war ich davon überzeugt, dass Quantencomputer zur bahnbrechendsten Technologie des 21. Jahrhundert werden könnten. Und Seth Lloyd hat sie maßgeblich beeinflusst. Pionier, Guru, sogar: Revolutionsführer nennen ihn die Leute – nach der Recherche gehöre ich auch zu diesen Leuten. Ich meine, man würde sich nicht wundern, wenn der Typ sich irgendwann ins Universum einhackt und mit Antworten zurückkommen würde.
Meine Aufregung kurz vor dem Interview stieg entsprechend an. Was, wenn ich kein Wort verstehe? Noch dazu auf Englisch? Was, wenn ich mich einfach nur blamiere? Doch: Es folgte ein interessantes, lustiges (!) Gespräch mit Seth Lloyd (!), einem MIT-Professor (!) über Quantencomputer (!), das sich anfühlte, als würden wir es auf Augenhöhe (!) führen. Das können die Amerikaner einfach gut: Wissen, sei es noch so komplex, auf lockere und unterhaltsame Art zu vermitteln. Ich habe mir jedenfalls gleich danach Lloyds Bücher bestellt, bilde mir ein, zu verstehen, wie Quantencomputer funktionieren und habe mein neu erworbenes Wissen am Wochenende darauf als Smalltalk-Thema auf einer Party ausprobiert.

Raumschiff Messe– Extraterrestrische Erkenntnisse auf der Hypermotion

von Heinz-Jürgen Köhler

Messehallen sind sowas wie ein Raumschiff. Man geht morgens im Halbdunkeln rein und abends im Dunkeln raus. Dass es zwischendurch geregnet, geschneit oder gehagelt hat, kriegt man nicht mit. Man sieht nur künstliches Licht und atmet Luft aus der Klimaanlage. An diesem Tag auf der Mobilitätsmesse Hypermotion fühlte ich mich aber vollends wie in einem Raumschiff. Mein Gesprächspartner Sebastian Straube vom New-Space-Unternehmen Interstellar Ventures erzählte von allerlei Geschäftsmodellen, die sich im Weltraum realisieren lassen. Klar, Erdbeobachtung und Satelliten, da kommt man schnell drauf. Aber Straube sprach von weiteren faszinierenden Möglichkeiten. Astronaut*innen erschienen vor dem geistigen Auge, die in der Schwerelosigkeit materialwissenschaftliche Experimente durchführten. Weltraumbergbau, Seltene Erden gefördert auf Asteroiden! Da wurde die Messe wirklich zum Raumschiff. The sky is not the limit!

Das Jahr, in dem ich Verlegerin wurde – 2018 wurde der WOCHENENDER geboren

von Elisabeth Frenz

Montag, 28. Mai. Auf dem CONTENT HOUSE SALON soll der WOCHENENDER vorgestellt werden. Hektik, Einladungen, letzte Vorbereitungen – das ist der übliche Stress. Der nicht-übliche: Drei Stunden vor Beginn sind noch keine Exemplare da. Da machen wir unser erstes Buch und eine Launch-Veranstaltung – und dann wird das Ding nicht rechtzeitig fertig!
Zwei Stunden vor Beginn: Entwarnung. Der Express-Kurier bringt Exemplare. Puh! Ich nehme es in die Hand. Unser erstes Buch, mein erstes Buch. Fast eineinhalb Jahre vorher war die Idee entstanden, ein Jahr zuvor (erste Sonne!) zaghafte Shootings mit Yvonne Schmedemann – das allererste Motiv, das wir je produziert haben, ist übrigens das „Haus am Watt“ in Heringsand. Im Herbst 2017 sind wir dann nochmal los.
Heute haben wir zwei weitere Bände (Ostsee und Heide), einen großen Kooperationspartner und eine Planung für vier weitere Ausgaben. Viel Presse. Super Kritiken. Gute Verkäufe. Webshop, Direktvertrieb, Buchhandel. Und einen eigenen Verlag.
Aus HuF Buch wird zum Jahreswechsel Frenz Verlag. Keine Frage, 2018 war für mich das Jahr des WOCHENENDER.

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