12. April 2018
Im Gespräch mit Marija Petrovic

Marija Petrovic ist Kunststudentin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK). Dort hat sie geholfen, das Hochschularchiv zu ordnen. Da sind wir hellhörig geworden. Wenn sie damit fertig wird, schafft sie auch das Hopp-und-Frenz-Archiv! Für Content & Verzweiflung haben wir ihr ein paar Fragen gestellt.

Michael Hopp ist ein unermüdlicher Sammler. Im Content-House-Keller lagern Tonnen deutscher und angloamerikanischer Magazingeschichte, mittendrin die ganzen Texte, die er in seiner inzwischen 45-jährigen Karriere als Journalist selbst verfasst hat. Seit einem guten halben Jahr ist Marija nun einmal die Woche bei uns und hilft dabei, diesen ganzen Wahnsinn (Michael: „Welcher Wahnsinn?“) zu ordnen.

Liebe Marija! Welches Archiv ist größer? Das von HuF oder das der HfbK?

Puh, da zieht HuF den Kürzeren. Bildungsinstitutionen sind in erster Linie ja Bürokratiegiganten … Alles wird protokolliert, vielfach kopiert, auf Ordner verteilt und dann liegt es da. Jahre und Jahrzehnte lang. Das hat natürlich seinen Sinn und ist auch nicht unspannend, da man mithilfe dieser Protokolle, der vielen internen Kommunikation, die dort lagert, einen guten Überblick darüber bekommt, wie die Hochschule funktioniert und Ereignisse rekonstruieren kann. Doch es ist auch sehr, sehr viel Papier und noch mehr Staub.

Du hast jetzt sechs Monate lang alle Texte gesucht, digitalisiert und archiviert, die Michael Hopp je geschrieben hat. Wozu braucht er die eigentlich?

Ich denke, das spannendste an einem solchen Archiv ist die Möglichkeit, eine weitläufige Struktur und Übersicht zu schaffen. Wenn man, wie Michael, über eine lange Zeit so vielfältig journalistisch tätig ist, sammelt sich Einiges an, was bei oberflächlicher Betrachtung recht beliebig scheint. Doch das meiste davon wirkt dann ganz anders, sobald es in einen Kontext gebracht wurde. Plötzlich zeichnen sich Themenfelder oder Entwicklungen ab, die über die Masse und Chronologie erst sichtbar werden. Aus einer Unmenge an verschiedenen Texten wird dann ein eigenständiges Werk. Das ist ziemlich toll.

Als nächstes wirst Du im Keller Michaels Zeitschriftensammlung ordnen, gefühlt 60 Tonnen schwer, auf jeden Fall bis zu 60 Jahre alt. Mal echt jetzt, was ist dein Rat? Anzünden? Auf einen Rohrbruch hoffen? Oder doch digitalisieren?

Diese Vorschläge behalte ich mal im Hinterkopf … Naja, vielleicht erst einmal aussortieren? Gefühlt 60 Tonnen auf gefühlt 40 Tonnen bringen wäre wahrscheinlich schon drastisch genug. Man fängt ja manchmal an, etwas aufzubewahren und dann sammelt sich etwas an, von dem man gar nicht so richtig weiß, warum, während anderes wiederum total wichtig und goldwert ist. Vielleicht erübrigt sich danach die Frage, was man damit macht, oder beantwortet sich von alleine. (Ober aber ich komme dann auf die Vorschläge von oben zurück.)

Warum muss man denn überhaupt noch Dinge in Kisten aufheben? Im Internet gibt’s doch eigentlich alles, oder?

Gute Frage. Obwohl so eine Zeitschrift natürlich eine ganz besondere Haptik hat, die das Leseerlebnis nochmal ganz anders lenkt. Das Gefühl für den Druck, die Dicke der Seiten, das Geräusch beim Blättern … das alles lässt sich digital (zumindest noch nicht) rekonstruieren. Über kurz oder lang wird man aber wahrscheinlich am Digitalisieren nicht vorbeikommen, allein schon, weil Zeitschriften nicht für die Ewigkeit gemacht sind.

Was ist das Kurioseste, das du bisher bei uns gefunden hast?

Vielleicht nicht kurios, aber ziemlich süß. Im „Rennbahn Express“, einer österreichischen Jugendzeitschrift, in der Michael in den Achtzigern viel geschrieben hat, gab es eine Rubrik, in der Teenager ihre Liebesbriefchen veröffentlicht haben. Und die sind genauso kitschig und schwülstig und lieb und manchmal auch komplett seltsam, wie man es sich vorstellt.

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