22. Januar 2016
„Schreiben allein reicht nicht mehr"

Interview mit Michael Hopp anlässlich der Gründung des HuF Seminars

Zu Anfang des Jahres haben sie das HuF Seminar gegründet, was war der Anlass?

Michael Hopp: Wir sind im Hauptberuf ein Redaktionsbüro und behandeln hauptsächlich Inhalte für Corporate Publishing. Das ist auch der Fokus, den ich mir in den letzten Jahren zugelegt habe. Parallel dazu haben wir eine Veranstaltungsreihe gestartet, den BLATTKRITIK SALON HAMBURG, in dem wir uns mit sehr verschiedenen, analogen und digitalen Medienprojekten in einer Live-Diskussion beschäftigen. Diese öffentlichen Blattkritiken sind gut angekommen und Kollegen und Freunden haben mich angeregt, meine persönliche Erfahrung noch konsequenter weiterzuvermitteln. Ich bin ja schon ein paar Jahre dabei und habe den einen oder anderen Medienwandel miterlebt. Change macht die Medien im Grunde aus, sie sollen ja auch zum Change anregen. Sie bleiben nie stehen. Was wichtig ist, sucht sich immer neue Wege zu den Menschen. Das ist seit der Schiefertafel so, die heute eben ein Tablet ist.

Verfolgen Sie mit dem HuF Seminar eine Art Mission?

Ich möchte Brücken bauen zwischen der alten, analogen Welt und der neuen, digitalen. Ich möchte über diese Brücke gehen und dabei nicht allein sein. Und ich möchte da, wo ich Scout sein kann, dieser Verantwortung auch entsprechen. Manche wollen ja alle Brücken hinter sich abbrechen, ich möchte lieber die Frage stellen, was man aus der alten Welt in die neue mitnehmen kann beziehungsweise muss. Print war für das Geschichtenerzählen, für den Journalismus eine Ära, in der wir einiges entwickelt haben, das wir jetzt nicht einfach über Bord werfen können. Mich beschäftigt die Frage, wie weit sich dies unter digitalen Voraussetzungen realisieren lässt. Denn das ist alles andere als selbstverständlich. 

Was ist der Unterschied zu den Angebot von anderen?

Also erst einmal Michael Hopp, weil mich gibt’s nur hier. Aber es gibt hier nicht nur Michael Hopp, sondern auch einen jüngeren Fachdozenten, der mich ergänzt. Wichtig ist uns der starke Praxisbezug, so suchen wir auch die Dozenten aus. Und da wir die Seminare in unserer Redaktion machen, kann man sich hier auch gleich an die Rechner setzen und was ausprobieren. Wir sind keine Konkurrenz zu Hochschulen und Akademien. Das digitale Lernen geht ja viel mit Trial & Error und Selberprobieren. Es gibt den Spruch, wenn man bei den Digitalthemen jemandem was erklären muss, dann kann er es schon nicht. Ich glaube, das stimmt.

Wie sieht denn der digitale Wandel für den Journalisten konkret aus?

Recherchieren und Schreiben allein reichen nicht mehr, es sei denn man befindet sich in einer besonders privilegierten Situation. Für einen Journalisten, der sich noch profilieren möchte, reicht es nicht, ein Word-Dokument zu verschicken, er muss selber wissen, wie er Leser erreichen kann und was er dafür tun muss.

Hat sich der Leser auch verändert?

Wir alle haben uns verändert. Was erregt unsere Aufmerksamkeit? Wie viel Zeit verbringen wir mit welchem Medium? Das Smartphone ist inzwischen ein vollwertiger Medienkanal, wahrscheinlich fast schon der wichtigste. Wir nutzen ihn zwar privat genauso wie alle anderen, machen uns das für Arbeit als Journalist aber viel zu wenig bewusst. Es ist definitiv so, dass sich die Leute weniger Zeit für Print nehmen. Auflagen sinken, die Anzeigen gehen zurück, die Verlage geraten in die Defensive. Der Arbeitsmarkt für Journalisten, die das Digitale nicht beherrschen, ist praktisch nicht mehr existent. Darauf muss sich jeder einstellen. „Time waits for no one“, sangen die Rolling Stones. Der Text geht zwar weiter mit „for no one, but me“, aber ich fürchte, das ist eine Illusion.

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