15. April 2016
Start digital

Michael Hopp über das Gründen eines Mediums im Digital Age

Herr Hopp, aus Ihrer eigenen Vita heraus bringen Sie viel Erfahrung mit, was das Gründen eines Mediums angeht. Was ist in diesem Zusammenhang die Message, die Sie Gründern in Ihren Seminaren vermitteln möchten?
Michael Hopp: Mein Ansatz ist es, die analoge und die digitale Welt nicht als Gegensätze zu sehen. Was sich in der alten Welt bewährt hat, ist nicht plötzlich nutzlos – das sollte man mitnehmen in die neue. Deshalb rate ich bei der Gründung dringend, digital zu starten und Print dann später als Möglichkeit zu sehen. Da spreche ich wirklich aus Erfahrung.

Viele sprechen heute von Entschleunigung, und die Leute kaufen weiterhin Bücher und sogar auch Schallplatten, die ja auch schon totgesagt waren. Wird es in dem Zusammenhang ein Print-Comeback geben?
Es gibt jetzt schon eine Art Print-Comeback. Das sind die Independent-Magazine, deren Anzahl schnell wächst. Das jährliche Festival Indiecon oder die QVED in München sind da für uns ein wichtiges und inspirierendes Umfeld. Das sind Magazine, die gedruckt werden, die aber in ihrer Vermarktung absolut digital sind. Es gilt ja übrigens auch für die klassischen Printprodukte wie Tageszeitungen, dass der Wettbewerb inzwischen auf den digitalen Kanälen entschieden wird. Auch Vinyl gäbe es ohne Internet gar nicht mehr. Nur durch Online können diese Nischen überhaupt befeuert werden. Wenn du ein Magazin rausbringst, wird es auch nicht mehr reichen, das national zu verkaufen, das musst du international rausbringen und ohne Internet geht das nicht. Analog geht heute nur, wenn man es digital gut macht – so paradox das zunächst auch klingt.

Wie schätzen Sie die Chancen für Corporate Publishing ein?
Der Markt für Journalisten, die in Richtung CP oder Content Marketing gehen wollen, ist sehr gut. CM- und CP-Produkte werden von Jahr zu Jahr mehr. Die Konkurrenz ist sicher groß, aber die Chancen sind es auch. Wer dann noch das Digitale versteht, hat absolut große Chancen! Und das kann man ja in den HuF Seminaren lernen.

Warum ist Social Media im Publishing-Bereich so wichtig?
Man sollte das als potenziellen Arbeitsmarkt sehen und vor allem als Möglichkeit, zu publizieren. Wenn man veröffentlichen möchte, sollte man keine Berührungsängste haben. Natürlich ist es erst mal ein blödes Gefühl, bei Facebook zu veröffentlichen, unter all den Katzenvideos und Essensfotos. Das ist eigentlich kein Umfeld, in dem man als Journalist sein möchte. Aber du bist dann in diesem Stream drin, und da folgt eins aufs andere. Ich denke, man darf sich in dieser Übergangszeit nicht zu schade sein. Ich finde bei Facebook sehr, sehr viele interessante Beiträge von hervorragenden Kollegen. Warum soll ich die da nicht lesen? Wichtig bei Social Media ist auch der Rückkanal: Es ist nicht nur wichtig, was ich schreibe, sondern auch, was ein anderer dazu meint. Da kann man gar nicht dagegen sein, das ist eigentlich das, was wir schon immer postuliert und verlangt haben – eine Demokratisierung: Es können nicht mehr nur Journalisten Journalismus machen und veröffentlichen, dieses Monopol ist weg.

Geht es also vor allem darum, den Schalter im Kopf umzulegen?
Ich denke, ja. Das Fachliche findet man immer, wenn man es wirklich sucht. Ich möchte in den Seminaren auch stark an der Motivation arbeiten. Wenn du Menschen, die auf einer Insel sitzen, zeigen möchtest, wie man ein Boot baut, gib ihnen kein Holz an die Hand und keine Bauanleitung, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer… So ähnlich hat Saint-Exupéry gesagt, und das ist mein pädagogisches Lebensmotto.

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