Blattkritik Salon #14
Summertime Sadness beim #vanlife-Salon


Wir widmen uns dem Thema #vanlife, während der große Sommer 2018 in den letzten Zügen liegt. Kein Grund zur Traurigkeit, solange es tolle Bilder, spannende Stories und großartige Magazin-Entdeckungen gibt, die den Sommer endlos verlängern. Zwei Blogs und Instagram-Profile sowie zwei Magazine befeuerten beim Blattkritiksalon die Sehnsucht nach Surfen und Unterwegssein

Text: Isabell Spilker

Mit dem ausgebauten Bulli raus, dem Alltag entfliehen, Wellenreiten gehen, Kiten oder Snowboarden. Durch Wälder trollen oder an Klippen aufwachen. #vanlife ist nicht nur ein Hashtag, es ist ein Lebensgefühl. Um dieses Gefühl ist in den letzten 50 Jahren, seit die ersten Bullis zu mobilen Heimen ausgebaut wurden, ein Lifestyle entstanden, eine ganze Szene, die ihr eigenes mediales Setting mitbringt. Wie stark und wie unterschiedlich sich das Thema digital und analog präsentiert, wurde bei unserem Blattkritiksalon zum Thema deutlich. Zwei Independent-Magazine, Pulk und Waves & Woods, wurden unter die Lupe genommen, außerdem präsentierten zwei Blogger und Instagramer ihren Umgang mit dem Thema.

Der Hashtag #vanlife ist in den letzten Jahren stark in den Fokus gerückt – 3,7 Millionen Einträge dazu gibt es bei Instagram. Aber nicht ganz so viele Menschen, wie darunter posten, leben das Gefühl selbst auch. Malte Brenneisen, Journalist und Mitbegründer des Verlags Die Brüder Publishing, ist selbst aktiver Bus-Fahrer und sammelt auf seinem Instagram-Account Momente seines Lebens mit dem Bulli T2 – er nennt ihn „Kotten“ –, und man spürt die tiefe Verbundenheit, wenn man ihm zuhört oder durch seine Beiträge klickt. „Den Bus nutze ich für meine Großstadtfluchten“, erklärt er, „aber er bedeutet auch verdammt viel Arbeit.“ Davon erzählt er auf Instagram wenig, dort ginge es nun mal um schöne Bilder. „Man weiß einfach, was dort funktioniert – und das sind nicht die Stinkebilder.“

„Das Surfbrett ist die Schnittstelle“

Ähnlich romantisch, aber dabei deutlich mehr auf Menschen zentriert, erzählt Surfer Thomas Zielinksi seine „Saltwater Shaped Stories“, die er auf seinem Blog getwetsoon.de und dem gleichnamigen Instagram-Account präsentiert. Nach einem Sabbatical in Marokko, wohin er nach kräftezehrenden Jahren in der Werbung geflüchtet war, erkannte Zielinksi, wie wichtig es ihm war, diese Art von Leben zu führen und darüber zu berichten. „Die Begegnungen mit den Menschen sind es, die #vanlife so besonders machen – das Surfbrett ist die Schnittstelle“, sagt der Hamburger, der sein Geld heute vor allem als Yogalehrer verdient.

In seinem Blog, der bewusst nicht so gestaltet ist, dass er damit Geld verdient, erzählt er Geschichten des Surfer*innen-Alltags. „Diese Szene ist einfach ganz besonders“, weiß er, „es gibt keine Competition, man tauscht sich aus und beobachtet die anderen allenfalls im positivsten Sinne.“ Reichweite interessiert ihn für seine Kanäle mittlerweile zwar schon, aber ist nicht das ausschlaggebende Kriterium für eine Geschichte. „Es gibt wenig authentische Modelle fürs Internet, die überhaupt finanzierbar sind“, ist Zielinksi überzeugt. „Mich interessiert deswegen auch kein SEO, ich mache nur das, woran ich Spaß habe.“ Dass sein Poster mit einer Weltkarte des Surfens, die er aus Eigennutz vom renommierten Stormriderguide abgewandelt hat, mittlerweile ein Verkaufshit geworden ist, freut ihn dennoch. „Ich wollte eine Übersicht haben, in welchen Gegenden ich zur jeweiligen Jahreszeit surfen kann – und offenbar viele andere auch.“

In Seiten gepresstes Lebensgefühl

Die #vanlife-Szene scheint sich wenigen Zwängen unterworfen zu sehen. Das ist ein Grund, warum sie trotz steigender Popularität authentisch bleibt – von den Lifestylern mal abgesehen, die einfach nur auf schöne Fotos und wenig bekleidete Frauen vor schicken Autos stehen. Als echte Jungs im Van treten auch die Blogger von binsurfen.de auf, die in diesem Jahr ihr erstes Printmagazin unter dem Namen Pulk veröffentlicht haben – über 200 Seiten zum Thema Wellenreiten.

Erstaunlich unkonventionell schon im Titel, zieht sich der Authentizitätsanspruch durch das ganze Heft. Dass hier und da die Lesbarkeit und die Verständlichkeit verbessert werden könnten, tut dem Gesamteindruck keinen Abbruch – einzig die Wirtschaftlichkeit dürfte hier eventuell irgendwann Grenzen setzen. Mit einer Auflage von 1500 Stück – inzwischen fast vergriffen – und einem Stückpreis von 25 Euro ist es definitiv ein Liebhaber*innen-Magazin und dürfte kaum den Weg zu Menschen finden, die mit Wellenreiten und dem Leben in der Szene nicht natürlich verbunden sind. Ob und wie das Magazin sich in den weiteren Ausgaben verändern wird, bleibt abzuwarten.

Summertime Sadness beim #vanlife-Salon

Lifestyle oder Produkt-Porno?

Diesen Prozess hat Lars Jacobsen bereits hinter sich. Der passionierte Surfer, der sich seine ersten Sporen unter dem Verleger Wolfgang Block – Co-Moderator beim Blattkritiksalon – verdient hat und sich vom Volontär zum Chefredakteur beim Magazin Surfers hocharbeitete, verantwortet seit 2017 eine eigene Publikation namens Waves & Woods. Die mittlerweile neunte Ausgabe ist gespickt mit jeder Menge Wellen-Geschichten, Surfer*innen-Porträts und Reiseberichten. „In Seiten gepresstes Gefühl“, beschreibt Block, was Jacobsen gelungen ist: tolle Bilder, selbst fotografiert oder charmant den weltbesten Fotograf*innen abgeschwatzt, dazu die Größen der Szene und unerwartete und überraschende Anekdoten am Rande.

Aber Jacobsen ist gezwungen, mit dem Heft Geld zu verdienen, was Branchenkennern und kritischen Lesern auffallen dürfte: Die Grenzen zwischen Redaktion und Marketing sind hier fließend. „Die Leser*innen in Deutschland reagieren sehr kritisch auf eine Vermischung der Welten“, warnt Blattkritiker Michael Hopp. Verleger Block hält dagegen: „Diese Leserschaft kennt das nicht anders, in den Funsport-Medien sind die Regeln weniger strikt.“ Auch Jacobsen ist sich sicher: „Die Leute erwarten in einem solchen Heft Produkt-Porno!“ Es sei dann auch nur ein kleiner Teil des Heftes, der am Ende aber dazu beitrage, dass das Produkt sich finanzieren lässt.

Den Hashtag leben

Sowohl Print- wie Online-Kanäle machen deutlich: #vanlife ist nicht dazu da, alle Menschen abzuholen, die mit einem mobilen Heim unterwegs sind. #vanlife meint nicht den großen Caravan, der einen Smart im Bauch spazieren fährt und nur den komfortabelsten 5-Sterne-Campingplatz anfährt, da sind sich die Gäste des Abends einig. Caravaning ist das Gegenteil vom Lifestyle, den #vanlife beschreibt.

Die #vanlife-Online-Medien bedienen teilweise mit großartigen Fotos eine Sehnsucht nach Freiheit und Ungebundenheit. Was gerade an den Printmagazinen auffällt, ist die große Themen-Vielfalt und Themen-Tiefe. Sie fassen das ganze Lebensgefühl, das im Internet nur an der fotografierten Oberfläche schwimmt. „Print funktioniert hier einfach am besten“, bestätigt Chefredakteur Jacobsen. Das heißt: Unter #vanlife posten fürs Lebensgefühl nach außen, den Hashtag leben auf gedruckten Seiten.

Summertime Sadness beim #vanlife-Salon
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Wir bedanken uns bei von Freude und bei Hofgarten für die leckeren Getränke, die sie uns für den Abend zur Verfügung gestellt haben.

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