3. November 2017
Content & Verzweiflung

Warum Content & Verzweiflung?

„Heute Disco, morgen Umsturz, übermorgen Landpartie. Dies nennen wir Freiwillige Selbstkontrolle.“ So heißt es im Manifest der Band F.S.K. („Freiwillige Selbstkontrolle“), veröffentlicht im bandeigenen Popkulturmagazin Mode & Verzweiflung. Von diesem Magazin haben wir uns für unseren Newsletter und unseren Blog inspirieren lassen: „Content & Verzweiflung“.
F.S.K. von Thomas Meinecke, Schriftsteller, DJ und Bandgründer war Deutschlands erste Indie-Band, wenn man so will. Die Bandmitglieder – Gründungsmitglied ist Meineckes Frau, die Künstlerin Michaela Mélian – lernten sich bei der Zeitschrift Mode & Verzweiflung kennen, in der es um Kunst ging, um Literatur. Und zwar in einer bewusst affirmativen Haltung – also nicht Hippie und nicht Punk – , die aber eher spielerisch gemeint war.

„Mode & Verzweiflung war eine Art Undercover-Literaturmagazin. Keine Literaturzeitschrift, sondern eher ein polemisches Organ gegen die Hippies. Die Texte waren in dem Sinne nicht literarisch, sondern Manifeste, provokante komische kleine Geschichten, Anekdoten.“
Thomas Meinecke

Unregelmäßig und in wechselnden Formaten erschien das Magazin bis Mitte der 80er-Jahre und ging dann sozusagen am eigenen Erfolg zugrunde, die Bejahung verlor ihren Stachel. Die Haltung der Affirmation war Mainstream geworden, Titel wie WIENER und Tempo machten aus der Attitüde eine ernst gemeinte, ironiefreie Weltanschauung, so empfanden die Mode & Verzweiflung-Macher damals. Thomas Meinecke war übrigens trotzdem kurzzeitig Redakteur des deutschen WIENER, eines Abkömmlings des österreichischen Originals, bei dem ich als Chefredakteur wirkte.
Mode & Verzweiflung, der WIENER und auch Tempo, sie alle sind Vergangenheit und in mehr oder weniger guter Erinnerung. Geblieben ist die Verzweiflung, möchte man sagen … zum Beispiel unter denen, die Content Marketing machen, und von Zeit zu Zeit von ihr befallen werden, deshalb ja auch „Content & Verzweiflung“, in sanfter Ironie, dem bewährten Gleitmittel der Affirmation.

Af-fir-ma-tion, Die.
Beipflichtung, Bejahung, Bekräftigung,
Bestätigung, Zusagung, Zuspruch, Zustimmung.

Die Verzweiflung in zweierlei Hinsicht. Diese: Als dunkler Untergrund des Bewusstseins, zu dem man sich erst mal hinunter wagen muss, um mit neuer Kraft und neuer Perspektive wieder hochzukommen und die komplexen Anforderungen des Content Marketing kämpferisch und spielerisch neu anzunehmen. Wie im Wasser, wo man sich erst bis zum Boden absinken lassen muss, um sich kraftvoll wieder hoch zu stoßen und mit großem Gespritze aufzuschnellen.

„Das erfolgreiche Überwinden von Verzweiflung
und Spannungen führt zu einem Perspektivwechsel, der das Kreativitätspotenzial sehr steigert.“
Kreativitätsforscher Stephan Sonnenburg

Und diese: „My single biggest inspiration was probably frustration and rage“, sagt Kristina Halvorson, CEO der US-Agentur Brain Traffic. Frustration und Wut. Halverson meint damit allerdings die Wut, die auch entstehen kann, wenn Kunden nicht alle Chancen, die das Content Marketing bietet, nutzen.
Geblieben ist aber doch vor allem: die Affirmation selbst, die affirmative Haltung, auch wenn kaum noch jemand das Wort kennt. Für uns, das Hopp und Frenz Content House, ist die Diskussion hochaktuell, denn das Die-Gegenwart-Umarmen und Im-Prinzip-Einverstanden sein, das mit Affirmation gemeint ist, ist ja auch der Schwur für alle, die Content Marketing machen, am Ende ist es eben doch Marketing.
So sagen wir jeden Tag JA – auch wenn es mal ein JA zu NEIN sein kann, wie damals, als wir beim WIENER mit diesem Slogan die Anti-Kernkraft-Bewegung unterstützten.

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